Gutachten: Frau Dr. Nöcker-Ribaupierre
Atem des Neuen Lebens – eine Musik für frühgeborene Kinder von Tibor Lévay
Dank der sich ständig verbessernden technischen Situation der medizinischen Intensivversorgung, ist immer kleineren unreiferen Kindern Überleben möglich – Überleben in einer Zeit des Wachstums, in der alle Sinnesorgane soweit ausgereift sind, dass sie sensorische Impulse empfangen, was die Entwicklung maßgeblich beeinflusst.
Vor allem das Hörsystem wird durch die technischen Umgebungsgeräusche einer Intensivstation mit einer Intensität bis zu 110 db extrem unphysiologisch beansprucht. Das erhöht den neonatalen Stress sicht- und messbar, und begünstigt damit die entwicklungshemmenden Auswirkungen von Stress auf den gesamten Organismus eines frühgeborenen Kindes.
Dass Musik beruhigend und stressreduzierend wirkt, haben zahlreiche Forschungen, vor allem aus den USA, belegt.
Tibor Lévay hat hier eine Musik geschrieben, die anders ist, als die bisher angebotene: Sie zielt speziell auf diese Situation ab, indem sie zum einen die Umgebungsgeräusche mit einbezieht bzw. sie absorbiert, und zum anderen auch in der musikalischen Gestaltung auf die akustischen Bedürfnisse eines kleinen Kindes eingeht, nämlich mit einfachen Klängen und gesummten oder gesungenen Melodien, sowie weicher Instrumentalbegleitung eine beruhigende und einhüllende Klangwelt anzubieten.
Erwachsene Probanden beurteilen die Musik von Tibor Lévay so, wie man es sich für diese Kinder wünscht: „es ist, wie wenn sich Getrenntheit aufhebt , Gefühle von Vereinzelung verschwinden, man fühlt sich geborgen, voll Sehnsucht und Liebe, ist im Innersten berührt“.
Die Musik wurde geschaffen als sanfte Hilfe und natürliches Heilmittel – als eine Musik, die Leben vermittelt. Sie ist kein Rezept für alle und sie ersetzt keinen lebendigen Kontakt, vor allem nicht den mit den Eltern – aber sie sollte auf keiner Intensivstation fehlen, wenn gerade niemand für ein Kind da sein kann.
München, im Mai 2003
Dr. Monika Nöcker-Ribaupierre
Dipl. Musiktherapeutin