Musiktherapie für Frühgeborene

„Der Atem des neuen Lebens“

ergebnisse der klinikstudie

Die therapeutische Musik „Der Atem des neuen Lebens“ wird seit Dezember 2001 in der Universitäts-Frauenklinik in Leipzig auf der Frühgeborenen-Station unter der Leitung von Herrn. Prof. Vogtmann mit bemerkenswertem Erfolg eingesetzt.

Die Einspielung der Musik wurde direkt im Inkubator mittels einer kleinen Musikanlage für 43 Minuten vorgenommen.
Die Musik konnte auf ganz natürlich Weise die Atem- und Herzfrequenz, den Sauerstoffgehalt in Blut und Gehirn, sowie Temperaturverlauf beim Frühchen deutlich verbessern und sogar über den Darbietungszeitraum hinaus stabilisieren.

 

Die Messparameter wurden in den Stimulationszeiten (mit Musik) und Kontrollzeiten (ohne Musik) nach der Pflege statistisch verglichen.
Die Grundlagen der statistischen Auswertungen sind die Diagramm- Berichte aus der Universitätsklinik Leipzig/Neonatologie

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Gutachten: Prof. Vogtmann

Universitätsklinikum Leipzig
Anstalt öffentlichen Rechts
Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche
Oststraße 2 1-25, 04317 Leipzig
Direktor: Professor, Dr. med. Wieland Kiess

Musik bei Frühgeborenen
Untersuchungen über kindliche Reaktionen beim Abspielen der Komposition „Atem des neuen Lebens“ (Tibor Lévay)

Zur Auswirkung von Musik auf Körperfunktionen und Verhalten von Neugeborenen und speziell von Frühgeborenen gibt es bis heute nur wenige gesicherte Ergebnisse. Deshalb wird Musik bei der Betreuung Frühgeborener nicht generell und systematisch eingesetzt. Möglicherweise werden Bedeutung und Nutzen der Musik für die Entwicklungsförderung zu früh geborener Kinder unterschätzt.
Ziel unserer Untersuchungen war die Frage, ob Musikhören positive Effekte auf messbare physiologische Parameter und auf das Verhalten von Frühgeborenen ausübt.
Zu diesem Zweck wurde Frühgeborenen mit Gewichten um l000g und noch instabilen Atemfunktionen eine von Herrn Tibor Lévay komponierte und speziell arrangierte Musik („Der Atem des neuen Lebens“) für 60 Minuten angeboten. Davor, während und danach wurden im Rahmen der üblichen apparativ-technischen Überwachung nicht invasiv Atem- und Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung im Blut sowie eine zentrale und periphere Körpertemperatur gemessen und registriert und begleitende Ereignisse protokolliert. Die Daten wurden dann von einer dritten, an den Untersuchungen selbst nicht beteiligten Person analysiert. Der Musikwiedergabe diente eine CD-Player-Lautsprecher-Kombination von SONY.

im Ergebnis dieser vorläufigen Untersuchung können folgende Effekte registriert werden:

  • Ansteigen der Sauerstoffsättigung im Blut

  • Abnahme der Zahl der Sättigungsabfälle pro Zeiteinheit

  • Abfall der Herzfrequenz

  • Abnahme der zentral-peripheren Temperaturdifferenz

Es handelt sich um durchweg positive, statistisch zu sichernde Auswirkungen auf physiologische kindliche Funktionsparameter.

Eine sich anschließende Untersuchung soll klären, ob sich diese Befunde an einer weiteren Kindergruppe reproduzieren lassen und ob die Effekte an die angebotene Musik gebunden und damit spezifisch sind.

Prof. Dr. Christoph Vogtmann
Leiter Abteilung Neonatologie

Gutachten: Frau Dr. Nöcker-Ribaupierre
Atem des Neuen Lebens – eine Musik für frühgeborene Kinder von Tibor Lévay


Dank der sich ständig verbessernden technischen Situation der medizinischen Intensivversorgung, ist immer kleineren unreiferen Kindern Überleben möglich – Überleben in einer Zeit des Wachstums, in der alle Sinnesorgane soweit ausgereift sind, dass sie sensorische Impulse empfangen, was die Entwicklung maßgeblich beeinflusst.
Vor allem das Hörsystem wird durch die technischen Umgebungsgeräusche einer Intensivstation mit einer Intensität bis zu 110 db extrem unphysiologisch beansprucht. Das erhöht den neonatalen Stress sicht- und messbar, und begünstigt damit die entwicklungshemmenden Auswirkungen von Stress auf den gesamten Organismus eines frühgeborenen Kindes.
Dass Musik beruhigend und stressreduzierend wirkt, haben zahlreiche Forschungen, vor allem aus den USA, belegt.

Tibor Lévay hat hier eine Musik geschrieben, die anders ist, als die bisher angebotene: Sie zielt speziell auf diese Situation ab, indem sie zum einen die Umgebungsgeräusche mit einbezieht bzw. sie absorbiert, und zum anderen auch in der musikalischen Gestaltung auf die akustischen Bedürfnisse eines kleinen Kindes eingeht, nämlich mit einfachen Klängen und gesummten oder gesungenen Melodien, sowie weicher Instrumentalbegleitung eine beruhigende und einhüllende Klangwelt anzubieten.
Erwachsene Probanden beurteilen die Musik von Tibor Lévay so, wie man es sich für diese Kinder wünscht: „es ist, wie wenn sich Getrenntheit aufhebt , Gefühle von Vereinzelung verschwinden, man fühlt sich geborgen, voll Sehnsucht und Liebe, ist im Innersten berührt“.
Die Musik wurde geschaffen als sanfte Hilfe und natürliches Heilmittel – als eine Musik, die Leben vermittelt. Sie ist kein Rezept für alle und sie ersetzt keinen lebendigen Kontakt, vor allem nicht den mit den Eltern – aber sie sollte auf keiner Intensivstation fehlen, wenn gerade niemand für ein Kind da sein kann.

München, im Mai 2003
Dr. Monika Nöcker-Ribaupierre
Dipl. Musiktherapeutin

++ Sieben frühgeborene Kinder:

1.A. Y.ab
2
 Lebenstag
2.S. L.ab
34
Lebenstag
3.S. P.ab
23
Lebenstag
4.P. J.ab
25
Lebenstag
5.P. M.ab
11
Lebenstag
6.S. M.ab
24
Lebenstag
7.F. J.ab
3
Lebenstag
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  • Klinisch stabil

  • Stimulationszeiten: 2 – 6 mal am Tag je 1 Stunde Musik, Tag und Nacht

  • 22 .03. bis 19 .05. 2002

Messparameter:

  1. Basale Herzfrequenz/ Frequenzgenau pro Minute/ (HF)
  2. SpO2 – Sauerstoff-Sättigung/ 1 % genau pro Minute
  3. Sättigungsabfälle: Anzahl, Tiefe , Dauer bis 1 Minute
  4. Atemfrequenz/ Frequenzgenau pro Minute / (AF)
  5. Temperatur-Profil/ zentral – peripherial Differenz / (T1 – T2)

Die Messparameter wurden in den Stimulationszeiten (mit Musik) und Kontrollzeiten (ohne Musik), nach der Pflege statistisch verglichen.

Die Grundlagen der statistischen Auswertungen sind die Diagramm-Berichte aus der Universitätsklinik Leipzig/ Neonatologie.

RESULTATE

1. Basale Herzfrequenz

Die optimale Herzfrequenz liegt im Bereich zwischen 100 und 150  pro Minute.
Die Herzfrequenz ist im Durchschnitt mit Musik niedriger und konstanter.

Im Vergleich:

Messungen mit Musik
Messungen ohne Musik

Es sind folgende Werte entstanden:

Optimum ~ 120 BPM

mit Musik 135,7 BPM 140,4 131,7
ohne Musik 143,2 BPM 153,1 135,4

2. SpO2 – Sauerstoffsättigung

Bei Durchschnittswerten wurden mit Musik ein stabiler und höherer Sauerstoffgehalt gemessen.

Optimum 97 – 100 %

mit Musik97,47 %98,7593,35
ohne Musik94,49 %96,2791,20

3. SpO2 Sättigungsabfälle
Optimum 100 %

Vorgekommene Sättigungsabfälle in gemessenen 60 Kontrollstunden und 60 Experimentstunden im kritischen Bereich zwischen 80 % und 90 % Sauerstoffgehalt.

Das größte Benefit wurde an den wesentlichsten Parametern gemessen.
Die Sauerstoffsättigungsabfälle sind mitverantwortlich für die bekannten Folgeschäden. Unsere Grafik zeigt bei je 60 Stunden Messungen die Anzahl der eingetretenen Sättigungsabfälle sowie deren Tiefe in Sättigungsprozent.
Hier sind keine Durchschnittswerte sondern absolute Werte dargestellt.
Bei der Musik wurden zusätzliche 15 Nachwirkungsstunden ausgewertet.

4. Atemfrequenz Das dargestellte Ergebnis für eine niedrigere und ausgeglichenere Atemfrequenz wurde mit Musik erzielt. Optimum ~ 50 BPM
mit Musik 42,44 BPM 49,9 36,64
ohne Musik 43,61 BPM 56,22 34,74

5. Temperatur – Profil
Zentraler und peripheriealer Temperaturvergleich

Die Auswertung zeigt bei der Verwendung von Musik eine Erhöhung und Annäherung der zentralen und peripherialen Temperaturen.

T1 = zentrale Temperatur
T2 = peripheriale Temperatur